Nachdem wir in Klasse 9 die KZ- Gedenkstätte Ravensbrück kennen gelernt hatten, sollte uns in diesem Schuljahr das „Lernen an einem anderen Ort“ nach Berlin Hohenschönhausen in die dortige Gedenkstätte führen.

Natürlich hatten wir im Unterricht schon etwas über den Kalten Krieg und dessen Auswirkungen auf die Entwicklung Deutschlands erfahren und natürlich war uns vorher schon klar, dass die DDR eine Diktatur war. Es besteht aber ein Unterschied zwischen diesem Wissen und dem persönlichen Erleben eines Ortes, an dem politisch Andersdenkende inhaftiert waren. Wir wurden durch das ehemalige Gefängnis von Personen geführt, die hier mehrere Monate in Einzelhaft, ohne zu wissen, wo sie waren, ohne Angehörige benachrichtigen zu können, eingesperrt waren.

Was wir sahen, aber noch mehr, was diese Männer über die Gründe ihrer Verhaftung durch die Stasi und die Art, wie man sie behandelte, berichteten, hat viele von uns beeindruckt und auch berührt. Ein ehemaliger Häftling erzählte, dass er von einer Abiturarbeit weg wegen „staatsfeindlicher Hetze“ verhaftet wurde. Über 8 Monate war er in diesem Gefängnis eingesperrt. Zwei weitere Jahre saß er dann noch in einem „normalen“ Gefängnis in Thüringen ein. Danach durfte er das Abitur nicht nachholen und lebte viele Jahre von Hilfsarbeiten. Man merkte ihm die Genugtuung an, als er sich demonstrativ auf den Stuhl eines Vernehmers der Stasi setzte und sagte: „Wir sind die Sieger der Geschichte!“

Er forderte uns zum Schluss auf, uns für die Demokratie stark zu machen, wählen zu gehen, denn politische Meinungsäußerung sei ein Freiheitsrecht. Das ging schon unter die Haut.

Die Exkursion wurde gefördert durch die Initiative Oberschule (IOS) im Projekt „Geschichte kennen - Demokratie lernen“. Wir danken für die Bereitstellung der Fördermittel des Europäischen Sozialfonds.

Die Klassensprecher der Klassen 10