Lisa TemplelEine 15-jährige Templinerin beschäftigt sich mit dem Vogel des Jahres 2008 und leistet dabei auch ganz praktische Naturschutzarbeit.

VON SABINE RACKELMANN

Wie ein kleiner König wirkt der Turmfalke mit seinem gefleckten Gefieder, während er am Himmel kreist. Plötzlich scheint er in der Luft zu stehen. Mit knappen schnellen Flügelschlägen hält er sich an einer Stelle, um eine Maus auf dem Erdboden zu entdecken, bevor er sich auf das kleine Tier stürzt. Dieses Schauspiel fasziniert Lisa Tempel. Bislang kennt sie diesen sogenannten Rüttelflug nur aus Büchern. Die 15-jährige Templinerin schreibt derzeit an einer Facharbeit über den Greif, der sich 2008 Vogel des Jahres nennen durfte. „So eine Arbeit ist in der 9. Klasse unserer Oberschule Pflicht und ich wollte ein naturwissenschaftliches Thema bearbeiten. Da schlug Mutti mir den Turmfalken vor. Ich fand die Idee gut“, sagt sie. Der Idee folgte bald die Tat. Lisa traf sich mit Arno Hinz in der Oberförsterei Milmersdorf. Er ist Großvogelschutzbeauftragter des Landesumweltamtes und Greifvogelberinger, kennt sich mit Falken sehr gut aus. „Herr Hinz hat mir Literatur gegeben, viel erzählt und Nistkästen mit mir gebaut“, berichtet Lisa. Inzwischen weiß sie viel über den kleinen Greifvogel. In ihrer Arbeit schreibt sie über sein Aussehen, seine Fortpflanzung, die Aufzucht seiner Jungen und Schutzmaßnahmen. Sie bedauert, dass sie bisher kein Küken in Natura sehen oder einem Altvogel über das Gefieder streichen durfte. Ihre Arbeit fällt in einen denkbar ungünstigen Zeitraum. „In der Brutsaison sind Turmfalken gut zu beobachten, weil sie sich häufig nah bei ihrem Nachwuchs am Horst aufhalten. Diese beginnt jedoch oft erst Ende März. Momentan ziehen sie noch viel herum, jagen auf Koppeln Mäuse und kleine Vögel“, erklärt Arno Hinz. Obwohl sich Lisa aufs Lesen beschränken muss, findet sie die Recherche nicht langweilig. „Es ist spannend. Wer weiß schon, dass der Turmfalke als einziger Greifvogel den Rüttelflug beherrscht und in Nestern zweiter Hand brütet. Er übernimmt gern die Behausung von Krähe oder Kolkrabe“, sagt sie. Arno Hinz freut sich über ihre Begeisterung. „Ich finde es wichtig, dass junge Menschen sich mit geschützten Arten beschäftigen. So lernen sie vielleicht bewusster mit der Natur umzugehen“, hofft er. Bei Lisa scheint das angekommen zu sein: „Im Bereich Templin brüten gerade mal zwölf Paare. Während 50 Mäusebussardpaare gezählt werden“, erklärt sie. Im Juni darf sie dabei sein, wenn Arno Hinz weiche weiß-graue Federknäule in den Horsten begutachtet.