VON MICHAELA KUMKAR TEMPLIN

PraxislernenMichael Becker kann sich freuen: Er hat einen Lehrvertrag so gut wie in der Tasche. Vorausgesetzt, er schafft seinen Schulabschluss, dann bietet ihm das Unternehmen Slowinski Reifenservice in Templin einen Ausbildungsplatz im nächsten Jahr an. Zweifel daran, dass dieser nicht der richtige für ihn sein könnte, hat Michael nicht. Denn in dem Betrieb absolvierte er bereits mehrere Praktika. Michael Becker nimmt an der vom Unterricht abweichenden Organisationsform „Produktives Lernen“ an der Templiner Oberschule teil. Dabei handelt es sich um ein Angebot für Schüler, die ohne gezielte Förderung keinen Schulabschluss erreichen würden. Betreut wird es von den Lehrern Jörg Strohschein, Doris Meith und Sonja Kuntzagk. An drei Tagen in der Woche lernen die Schüler an einem selbst gewählten Praxisplatz und an zwei Tagen in der Schule, der Uckermark Kurier berichtete.

Dabei sei man auf Unternehmen in der Region angewiesen, die sich im Bereich der Berufsorientierung engagieren, so Jörg Strohschein. Davon gibt es erfreulicherweise etliche, mit denen die Oberschule eng zusammenarbeitet. Der Betrieb Slowinski Reifenservice in Templin gehört mittlerweile dazu. „Wir haben ihn für die Ehrung der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) Region Ostbrandenburg vorgeschlagen. Sie würdigt regelmäßig Unternehmen mit ausgezeichneter Berufsorientierung“, lässt der Pädagoge wissen. Am vergangenen Mittwoch nahm Filialleiter Ralf Slowinski die Anerkennung entgegen. Zuteil wurde die auch dem Betriebshof Templin der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft (UVG). Luise Belitz, Leiterin Personalwesen für die Betriebshöfe Templin und Prenzlau, vertrat das Unternehmen in Frankfurt (Oder).

„Die UVG ist einer unserer langjährigen Partner, wenn es um Einsatzmöglichkeiten der Neuntklässler im Schülerbetriebspraktikum geht“, erklärt Harald Rau, ebenfalls Lehrer an der Oberschule. Noch gern erinnern sich daran Sophie Pannenberg und Johannes Fink, die inzwischen schon in der 10. Klasse lernen. Sie erhielten einen Eindruck davon, was in der Kfz-Werkstatt der UVG zu tun ist. „Unser Betreuer dort war in Ordnung. Wir haben Aufräumarbeiten erledigt, Busse gereinigt, Plakate in den Fahrzeugen angebracht. Wir hatten gut zu tun“, so Sophie. Für Denny Loose, der am Projekt „Produktives Lernen“ teilnimmt, steht seit seinen Praktikumseinsätzen in der Werkstatt fest, dass er unbedingt Kfz-Mechatroniker werden möchte. Dafür will er sich anstrengen. Und er möchte unbedingt seinen Betreuer Henry Stade bei der UVG grüßen. Neben dem Vermitteln von praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten lernen die Schüler in beiden Unternehmen auch, dass Pünktlichkeit, Ordnung und Teamfähigkeit im Berufsleben eine große Rolle spielen, machen Jörg Strohschein und Harald Rau deutlich. Zu Beginn des Praktikums werden die Jugendlichen mit einfachen Aufgaben betraut, bei deren Erledigung ihnen Mitarbeiter des Betriebes helfend und beratend zur Seite stehen. Später werden die Anforderungen anspruchsvoller und komplexer. Die Schüler sollen lernen, selbstständig zu arbeiten, und werden außerdem ins Team eingebunden. Während des Praxiseinsatzes erledigen sie auch schulische Aufgaben.

Ralf Slowinski findet es wichtig, dass sich Schüler bei der Berufswahl durch ein Praktikum orientieren. „Dadurch lernen sie auch, was es heißt, zu arbeiten und das Geld zu verdienen, das man ausgibt.“ Was das Lehrstellenangebot für Michael Becker beim Reifenservice Slowinski angeht, so ist sich der Filialleiter sicher, dass er ins Team passt. „Er wird den Anforderungen der Lehre auf jeden Fall entsprechen.“ Bereits seit 2001 bietet die UVG Schülerpraktikumsplätze an, sagt Luise Belitz. „Da wir im Werkstattbereich viele Azubis haben – vier in Templin, zwei kommen im September dazu, und drei in Prenzlau – können die Schüler sich bei ihnen auch direkt über die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker informieren.“ Der eine oder andere Praktikant bewirbt sich später auch um eine Lehrstelle.