Templiner Zeitung Birgit Bruck

rat2013„Ich möchte etwas im sozialen Bereich machen. Vielleicht Krankenschwester oder Erzieherin“, sagt die Neuntklässlerin Nicole Doran. Sie liest interessiert die Lehrstellenangebote, die an einer langen Wäscheleine baumeln. Angehende Bäcker und Landwirte werden gesucht, Mechatroniker, Alten- pfleger, Stuckateure...

„Ja, das Angebot ist groß und auch sehr vielfältig, wenngleich nicht in jedem Bereich“, sagt Christian Weckert von der Agentur für Arbeit. Sehr oft seien noch immer die Klassiker gefragt, der Kfz-Mechatroniker bei den Jungen und Büroberufe bei den Mädchen.

Deshalb sei es gut, so Weckert, wenn die Schüler sich frühzeitig – „spätestens ab der achten oder neunten Klasse“ – über die Vielfalt auf dem Ausbildungsmarkt informieren. Dazu dienen Ausbildungstage wie dieser an der Templiner Oberschule, bei dem sich 32 Ausbildungsbetriebe und Einrichtungen präsentieren. Während noch immer viele nach der Schule die Uckermark verlassen, gibt es einige, die extra für eine Ausbildung hierhergekommen sind. Die beiden angehenden Landwirte Niklas Johanning und Gerke Meyer zu Rahden sind aus dem nordrhein-westfälischen Werther. Sie können Interessenten vieles erzählen von ihrer Ausbildung bei der Agrargesellschaft Potzlow und dem Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Dedelow. „Landwirt – das ist total vielseitig, bei mir ist doch keine Woche wie die andere“, schwärmt Gerke Meyer zu Rahden.

Er will den heimischen Hof in Werther – mit Bullen- und Schweinemast – als Be- triebsleiter übernehmen. Im Sommer werden die beiden jungen Männer als „Landwirt made in Uckermark“ wieder Richtung Westen aufbrechen. Am Stand wenige Meter weiter hat Elke Holter vom Milmersdorfer Betonwerk ein ganz konkretes Angebot: eine Lehrstelle als Betonfertigteilbauer ab September. „Da es eine körperlich schwere Arbeit ist, suchen wir doch eher einen Jungen“, sagt sie. Körperlich fit sollte er sein, Zahlenverständnis und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben. Unproblematisch sei die Ausbildungssituation in der Uckermark noch nicht, schätzt Elke Holter ein: „Obwohl ganz gezielt Auszubildende gesucht werden, gibt es nach wie vor Engpässe. Aber in fünf Jahren werden sich alle um die Schulabgänger reißen“. Viele Betriebe nutzen deshalb Ausbildungsmessen und Tage der offenen Tür, um mit ihren potenziellen neuen Mitarbeitern direkt Kontakt aufzunehmen.

Am Stand der Enertrag AG liegen schon die ersten Bewerbungsmappen. Industriekaufmann oder -frau, Mechaniker oder Koch kann man unter anderem beim Windkraftunternehmen werden. „Das Interesse ist groß. Ich denke, die Chance auf einen Ausbildungsplatz war noch nie so gut wie heute“, sagt Maxi Trübenbach. Für Schulleiterin Barbara Liedtke geht auch mit dem mittlerweile 5. Ausbildungstag das Konzept auf: „Wir wollen die Schüler, Eltern und die Unternehmen in Verbindung bringen. Die einen können erfahren, welche Möglichkeiten es gibt. Die anderen können direkt mit den Bewerbern ins Gespräch kommen“. Als Nicole Doran geht, hält sie einen ganzen Stapel Flyer in der Hand. „Na, mal gucken“, sagt sie. Auf alle Fälle möchte sie in der Uckermark bleiben. Ein Wunsch, der an diesem Vormittag vielfach zu hören ist.